Meine Reise auf dem Jakobsweg

Im Sommer des vergangenen Jahres hat sich unsere Kollegin Janine Hubl nach bestandener Abschlussprüfung eine längere Auszeit gegönnt. Gedanklich losgelöst von steuerlichen Problemfällen nutzte sie die Zeit, um nach Santiago de Compostela zu pilgern. Ihre Reiseeindrücke in Wort und Bild hat sie uns freundlicherweise zur Veröffentlichung bereitgestellt:

5 Wochen – 660 km – ein Ziel: Santiago de Compostela

Mich hat es im August 2018 nach Spanien gezogen, um den Camino del Norte an der Küste Spaniens zu wandern. Zusammen mit zwei Freundinnen machte ich mich, nur mit einem Rucksack bepackt, auf den Weg. Ich startete in Bilbao und war auf das bevorstehende Abenteuer und die vielen neuen Ereignisse, die mich erwarteten, gespannt. Die ersten Tage verliefen nicht so, wie ich gedacht hatte. Meine Vorstellung war, jeden Tag mein Tagespensum von ca. 20 Kilometern zu laufen und Pausen zu machen wie ich es wollte, ohne Stress und Druck. Aber Pustekuchen! Nach dem ersten Tag hatte ich bemerkt, dass man sich mit dem Laufen beeilen muss, um rechtzeitig in der Herberge zu erscheinen. Wer zu langsam ist und zu spät in die Herberge kommt, hat kein Bett für die Nacht und muss weiterziehen. Das hat mich am meisten enttäuscht, da ich die Reise nutzen wollte, um mich von Druck und Stress zu erholen.

Der Weg war nicht immer einfach und ich musste gemeinsam mit meinen Freundinnen einige Hürden bewältigen. Dazu zählten unter anderem:
Demotivation (unser größtes Problem, wenn man 50 % des Tages nur läuft),
Knie- und Hüftschmerzen (ja, das bekommt man wohl, wenn man untrainiert ist),
Blasen an den Füßen (ich empfehle gut eingelaufene Schuhe, denn dadurch wurde ich von Blasen verschont),
Bettwanzen-Befall (dagegen kann man nichts tun, entweder man wird befallen oder eben nicht)
und das Überwinden von steilem Gelände (der Camino del Norte ist einer der anspruchsvollsten, aber landschaftlich schönsten Camino in Spanien).

Doch das alles hat uns nicht untergekriegt. Es hat uns untereinander zusammengeschweißt und unvergessliche Erlebnisse geschaffen.
Häufig hatten wir den Gedanken, einfach abzubrechen und nach Hause zu fliegen. Aber nicht allzu häufig, nur ungefähr 50 Mal am Tag. Gegenseitige Motivation und ein Ruhetag am Strand haben uns dabei geholfen, den Weg bis zum Ende zu gehen. Die neuen Bekanntschaften in den Herbergen haben uns das Gefühl gegeben, mit den Schmerzen und der Unlust nicht allein zu sein, und dass der Moment, in dem man die Kathedrale in Santiago de Compostela erreicht, unvergesslich sei.

Und das war er. Ich habe pures Glück gespürt, diese Herausforderung für mich persönlich geschafft zu haben und endlich am Ziel angekommen zu sein.

Und weil der Weg so schön war, planen meine Freundin und ich, nochmal einen Camino zu gehen.

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